Ratingen. Mit „Programm X“ wollen die Westhäkchen, die Kabarettgruppe des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, an den großen Erfolg des vergangenen Jahres anknüpfen. Ein Probenbesuch. Von Wolfgang Schneider
West Heiner van Schwaben legt den Kopf ein bisschen schief. Das tut der Erdkundelehrer immer, wenn er nachdenkt, wie er leichte Kritik in Worte fassen soll: „Du musst die Stimmung der Nummer noch mehr zum Ausdruck bringen, Du musst die Nummer leben“, sagt er in den Raum, wirft noch einmal einen intensiven Blick in den Text und gibt das Handzeichen zum Wiederholen. Und dann geht die Nummer von vorne los.
„Ja, so ist es besser“, lobt van Schwamen noch während die Szene läuft. Als Regisseur der Westhäkchen, der Kabarettgruppe des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG) in West, lässt er den Schülern großen Spielraum, aber manchmal muss er eben doch eingreifen. Und die Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren wissen genau: Der Mann weiß, wovon er spricht.
Schließlich betreut er die Gruppe seit weit über 20 Jahren. Entspannter ist er dabei dennoch nicht geworden – erst recht nicht, wenn es so kurz vor der Premiere ist wie jetzt. Nur noch wenige Tage, und dann stehen die Westhäkchen mit ihrem neuen Programm auf der Bühne des Freizeithauses. „Bis dahin ist noch viel zu tun“, weiß der Chef aus Erfahrung. „Es ist schwer, Termine zu finden, an denen wirklich alle können, denn die Schüler sind heutzutage zeitlich sehr beansprucht.“ An diesem Vormittag, an sich ist schulfrei, sind aber alle da und proben fleißig im Pädagogischen Zentrum des DBG. Bewegung ist jetzt angesagt, die Gruppe läuft über die Bühne. Das gehört zwar bisweilen auch schon einmal zu van Schwamens Entspannungsübungen, diesmal ist es jedoch Teil des Programms. Das trägt in diesem Jahr den Titel „Programm X“.
Viel verraten wird über die Nummern des wie üblich mehr als zweistündigen Programms vorab natürlich nicht, aber es soll, so viel ist schon mal klar, ähnlich anspruchsvoll werden wie im vergangenen Jahr, als die Westhäkchen wohl das beste Programm ihrer Geschichte auf die Bühne brachten. Ob sie das Niveau halten können?
Der Regisseur ist optimistisch: „Es ist nicht so einfach diesmal, denn wir werden ständig von den aktuellen Entwicklungen überholt. Aber ich denke, dass wir auch diesmal wieder auf einem guten Weg sind.“ Dabei wird der Zuschauer auf den einen oder anderen bekannten Charakter treffen, aber auch Neues kennenlernen. Nicht nur das gesprochene Wort wird traditionell von Bedeutung sein bei den Häkchen. Mit solch talentierten Musikern wie Svenja Kupschus, Alexander Seidl oder Anton Lenger in der Gruppe ist es wohl selbstverständlich, dass es einiges zu hören geben dürfte. Damit alles sitzt, wird bis zur Premiere noch fleißig weiter geprobt.
Stellt sich nur die Frage, wo läuft der Mensch eigentlich hin? Vor sich selbst weg oder doch zu seinem Glück? Und wie ist das eigentlich in diesen unruhigen Zeiten? Sind wir nicht vielleicht alle ein bisschen überfordert mit den vielen Freiheiten, die in der Aufklärung ersonnen und in den Revolutionen erkämpft wurden? Vielleicht gibt es ja in der kommenden Woche Antworten.RP 19.02.2016