Bericht der Studienfahrt des Geschichts-Leistungskurses Q2 nach Berlin im Jahr 2014
Auf Einladung des Abgeordneten Peter Beyer (CDU) unternahmen die Schüler des Geschichts-Leitungskurses der Q2 des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums und zwei Lehrkräfte, Herr Meiswinkel und Herr Nienhaus, am Sonntag, den 02. Februar 2014, um 8 Uhr morgens eine Studienfahrt nach Berlin, bei welcher der Besuch des Deutschen Bundestages im Fokus stand. Der Zug erreichte gegen ca. 12 Uhr sein Ziel, den Berliner Hauptbahnhof. Von dort aus fuhren wir mit dem Bus in das Jugendhotel Aletto in Berlin Kreuzberg und bezogen unsere Zimmer.
Nach einer kurzen Verschnaufpause und einer kleinen Stärkung begann bereits die erste Erkundungstour durch das verregnete Berlin. Entlang der Friedrichstraße, am Checkpoint Charlie, besichtigten wir eine Ausstellung des Grenzüberganges zu DDR Zeiten. Es waren Schauwände aufgestellt, die über die zahlreichen gescheiterten, sowie geglückten Fluchtversuche an diesem ständig perfektionierten Grenzübergang von 1961-1989, informierten. Des weitern wurde die Bedeutung der Alliierten am Checkpoint Charlie und Dokumentationen zur Deutschen Teilung dargestellt. Ebenso hatten wir die Möglichkeit Überreste der Mauer zu betrachten.
Es folgten weitere Erklärungen Herrn Meiswinkels zur Bedeutung historischer Gebäude entlang der Straßen Berlins, die der Kurs passierte, bis wir den 1702 und 1708 erbauten Deutschen Dom erreichten. Dort besuchten wir die Dauerausstellung „Weg – Irrwege – Umwege. Die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland“, welche auf fünf Etagen über die historische Entwicklung des liberalen parlamentarischen Systems in Deutschland informierte. Darunter fallen die Grundlagen für politische Ordnung der Bundesrepublik Deutschland und somit die bedeutenden historischen Ereignisse wie die Deutsche Revolution 1848/1849, die Beschreibung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland, der Parlamentarismus zu Zeiten des Deutschen Kaiserreichs, Informationen über die Weimarer Republik, den NS-Staat und schließlich den Scheinparlamentarismus in der DDR. So konnten wir beispielsweise die dort ausgestellte Flagge des Hambacher Festes im Original aus dem Jahr 1832 betrachten, uns Kurzfilme über die Blockparteien der DDR ansehen, sowie im rekonstruierten Plenarsaal des Deutschen Bundestages Platz nehmen. Damit endete der erste Tag unserer Fahrt und wir fielen erschöpft in unsere Betten.
Am nächsten Morgen fuhr der gesamte Kurs nach einem reichhaltigen Frühstück im Hotel um kurz nach sieben zum Deutschen Bundestag. Empfangen wurden wir im Paul- Löbe- Haus, benannt nach einem früheren Sozialdemokraten, und erhielten eine Führung durch das Reichstagsgebäude mit Informationen über die Geschichte, die Architektur, die Aufgaben, sowie die Arbeitsweise und die Zusammensetzung des Parlaments. Im darauf folgenden Planspiel, lernten wir das System der Gesetzgebung kennen. Zusammen mit einem weiteren Kurs einer Berliner Berufsschule stellten wir den Beschluss eines Gesetzes zum Alkoholverbot für Jugendliche unter Schaffung neuer Identitäten als Abgeordnete fiktiver Parteien nach. Darunter fielen sowohl zwei Fraktionssitzungen, Verhandlungen in den Ausschüssen (mitberatend und federführend), als auch zwei Plenardebatten, an deren Ende über den endgültigen Gesetzesvorschlag abgestimmt wurde. So wurde uns spannend und anschaulich die Gesetzesentstehung vermittelt und wir erhielten interessante Einblicke in die Arbeitsweise des Deutschen Bundestages. Darauf besichtigten wir die Reichstagskuppel mit einem beeindruckenden Blick über ganz Berlin.
Anschließend gingen wir durch die Straßen Berlins unter Betrachtung bedeutender Sehenswürdigkeiten wie etwa dem Brandenburger Tor, entlang der berühmten Straße Unter den Linden mit dem Hotel Adlon, der Humboldt – Universität und vielem mehr, bis wir schließlich am DDR Museum ankamen. Hier wurde der Alltag in der DDR bzw. das Leben im Sozialismus thematisiert. Wir erkundeten in Kleingruppen Schubläden, in denen sich Informationen sowie Exponate befanden, Schränke mit typischer DDR Kleidung, Türen, hinter denen sich weitere Informationen zum Leben in der DDR verbargen, sowie ein authentisches DDR-Wohnzimmer. Nahezu alle Themenbereiche wie die Ideologie, die Mauer, die Opposition, der Konsum, das Familienleben, die Staatssicherheit und vieles mehr wurde abgedeckt.
Der darauf folgende Tag war für uns sehr bewegend. Nach einem gemeinsamen Gang durch das Nikolaiviertel mit historischen Gebäuden aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert, der Betrachtung der bis in die Stadtgründung 1230 zurückreichenden Nikolaikirche, des Berliner Rathauses, sowie des Ephraim-Palais, einem bedeutenden Bürgerpalast aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und des Denkmals St. Georg – Der Drachentöter, suchten wir das ehemalige Stasi-Gefängnis, die heutige Gedenkstätte Hohenschönhausen für Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft, auf. Ein Kurzfilm über die 44 – jährige Geschichte des Haftgeländes und dessen Rolle im System der politischen Verfolgung leitete die Besichtigung ein. Anschließend wurden wir von einem kubanischen Zeitzeugen, welcher selbst sechs Tage in der damaligen Haftanstalt verbringen musste und der sich wegen der brutalen Vorgehensweise ihm und den anderen Inhaftierten gegenüber, welche allesamt schwere psychische und physische Schäden davongetragen haben, auch heute noch in psychotherapeutischer Behandlung befindet, empfangen. Mit ihm besuchten wir das Kellergefängnis, das sogenannte U-Boot, wobei die Repression der frühen Jahre im Vordergrund stand. Besonders schockierend stellte sich der Umgang mit den Gefangenen dar, welche unter extremer Unterernährung, fatalen Bedingungen in den Zellen und bei Nacht, sowie zahlereichen psychischen Foltermethoden wie beispielsweise dem tagelangen Einsperren in einer lichtlosen Gummizelle litten. Darauf besichtigten wir das 1960 fertig gestellte neue Gefängnis und lernten die Stationen der U-Haft von der Einlieferung, der erkennungsdienstlichen Behandlung bis hin zu den Vernehmungen kennen. Nachdem wir uns in den sogenannten Tigerkäfigen, einem stets überwachten „Freigangsort“ befanden, erhielten wir einen Einblick in die persönlichen Stasi-Unterlagen des Zeitzeugen. An diesem Tag setzten wir uns besonders intensiv und mit bewegender Wirkung mit der SED Diktatur auseinander.
Nach der Mittagspause fuhr der gesamte Kurs zum Hackeschen Markt, ging durch die Gassen der wunderschönen Jugendstilhäuschen und besichtigte anschließend das Otto Weidt Museum, eine Blindenwerkstatt, in welcher Weidt zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges hauptsächlich blinde und gehörlose Juden zur Herstellung von Besen und Bürsten beschäftigte und sie somit vor Verfolgung und Deportation schütze.
Am darauf folgenden Mittwoch, dem letzten Tag unserer Studienfahrt, besuchten wir das Deutsche – Historische – Museum, in welchem die deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen ausgestellt ist. Die überwältigende Größe und Informationskraft des Museums reichte vom 1. Jahrhundert vor Christus bis in das Jahr 1994 somit von den frühen Kulturen, dem Mittelalter, der Reformation, dem Dreißigjährigen Krieg, der Fürstenmacht, der Allianz in Europa, der Französischen Revolution, dem Deutschen Kaiserreich, dem Ersten Weltkrieg, der Weimarer Republik, des NS-Regimes, dem Zweiten Weltkrieg, Deutschlands unter alliierter Besatzung, dem geteilten Deutschland bis hin zur Wiedervereinigung. So bekamen wir beispielsweise Napoleons Hut im Original aus dem Jahr 1813, sowie bedeutende Kunstwerke, Fotos, Inschriften und vieles mehr zu Gesicht.
Abschließend nutzen wir unsere Freizeit, um in Kleingruppen die Stadt zu erkunden, besuchten bekannte Sehenswürdigkeiten oder stärkten uns mit einer regionstypischen Mahlzeit bis unser Zug am Abend um ca. 19 Uhr in Richtung Düsseldorf zurückfuhr. Nahezu alle Schüler blickten wehmütig auf diese erlebnisreiche Zeit zurück und kamen um 23 Uhr teilweise ein wenig übermüdet in Düsseldorf an. Diese Fahrt ermöglichte uns Schülern einen anschaulichen Einblick in die bzw. die Ergänzung der zuvor behandelten Thematiken im Geschichts-Leistungskurs und war somit eine Wiederholung und Vorbereitung auf unser Abitur im kommenden Sommer. Sie wird uns sicher in schöner Erinnerung bleiben.
Katharina Brauer