Ratingen · In der gymnasialen Oberstufe steht die Wahl von Leistungs- und Grundkursen an. Doch was macht ein Schüler, wenn seine Schule den von ihm präferierten Kurs nicht anbietet, weil ihn zu wenig auswählen?
RP 11.09.2018, 06:00 Uhr 3 Minuten Lesezeit
von Monika von Kürten
Um ein möglichst breites Angebot an Leistungskursen, in Ausnahmefällen auch an Grundkursen, zu bieten, ermöglichen die drei Ratinger Gymnasien im Rahmen einer Kooperation ihren Schülern, auch Kurse der jeweiligen anderen Schulen zu besuchen. Gemeinsam planen Schulleiter, Oberstufenkoordinatoren und Beratungslehrer vom Carl Friedrich-von-Weizäcker-Gymnasium (CFvW), Kopernikus Gymnasium (KGL) und Dietrich Bonhoeffer Gymnasium (DBG) nach den erfolgten Kurswahlen der Schüler, an welchem Gymnasium welcher Kurs am besten stattfinden kann. „Auf Grundlage der Zahlen, die die Oberstufenkoordinatoren erfasst haben, wird festgelegt, wo der Bedarf an Kooperation besteht. Wir Schulleiter müssen bis dahin im Kopf haben, welche Optionen die personale Ausstattung überhaupt zulässt. Die Kurse finden dann in der Regel in der Schule statt, wo die jeweilige Schülermehrheit den Kurs besucht“, sagt Uwe Florin, Schulleiter des DBG. Zwischen den Schulen fahren Pendelbusse, bei kleineren Schülergruppen fährt ein Taxi, und manchmal wird auch auf die öffentlichen Verkehrsmittel zurückgegriffen.
Die Kosten für den Transport übernimmt die Stadt. „Wir bemühen uns, dass jeder Schüler nur für maximal einen Kurs zu einer anderen Schule pendeln muss, um die Unannehmlichkeiten so gering wie möglich zu halten, doch das ist leider nicht immer möglich“, berichtet Stefan Schraven, Oberstufenkoordinator am KGL.
INFO Kooperation seit fast 30 Jahren
Seit dem Schuljahr 1989/90 kooperieren die beiden Gymnasien in Lintorf und West erfolgreich miteinander, das CFvW kam erst später hinzu.
Regelmäßige Gespräche zwischen den Schulen sorgen für eine gut funktionierende Zusammenarbeit ohne Konkurrenzdenken die ständig optimiert wird, denn alle nutzten die Chancen, die diese Kooperation ihnen bietet. So kann in Mitte beispielsweise ein Physikkurs für alle angeboten werden, in Lintorf Kunst und Biologie und in West Geschichte und Sozialwissenschaften.
Der Organisations- und Verwaltungsaufwand ist groß, darum bemühen sich die Schulen, so wenig wie möglich (aber so viel wie nötig) zu kooperieren. Vor allem die Transportplanung ist nicht ganz einfach.
Manche Kurse finden nur im Wechsel alle zwei Wochen statt, oder es fahren keine Busse, wenn eine dreistündige Klausur geschrieben wird, da der Pendelverkehr nur in den großen Pausen vorgesehen ist. Auch die Gestaltung der Stundenpläne ist sehr aufwendig. Es gibt zwar feste Stunden für die Kooperationskurse, die Stunden darum müssen aber von alle Schulen individuell gelegt werden. „Trotz Computerunterstützung ist da aber noch viel Handarbeit nötig“, sagte Jörn Fink, stellvertretender Schulleiter am KGL.
Und wie finden die Schüler die Kooperationen mit den anderen Gymnasien? Bei der Auswahl ihrer Kurse, wissen sie noch nicht, wo welcher Kurs stattfindet und ob er überhaupt zu Stande kommt. Marie pendelt zwei Mal die Woche und alle zwei Wochen drei Mal vom CFvW nach Lintorf und zurück, um dort am Kunst-Leistungskurs teilzunehmen.
Sie persönlich empfindet es nicht sonderlich störend, zu pendeln, da man sich auf der Busfahrt erholen und auch essen kann. „Es ist gut, dass wir so Kurse wählen können, die an unserer Schule nicht angeboten werden, und man lernt neue Leute mit ähnlichen Interessen kennen. Von Nachteil ist allerdings, dass dadurch Pausen wegfallen oder wegen komisch fahrender Busse Unterrichtszeit verkürzt wird“, sagte sie. Emma muss/darf jede Woche an drei Tagen vom KGL zum DBG pendeln. Sie besucht dort den Leistungskurs Sozialwissenschaften und den Grundkurs Französisch. Sie stört es schon, dass sie ein oder zwei Mal die Woche keine Pause hat, vor allem wenn sie donnerstags zwei Mal pendeln muss und die Busse häufig zu spät kommen. „Aber immerhin finden die Kurse statt und wir bekommen zum Ausgleich immer noch 10 Minuten zum Essen oder so, weil uns die Lehrer eher rauslassen müssen“, meinte sie.
Foto: Für Lintorfer Oberstufenschüler – aber nicht nur für sie – ist auf dem Weg zum Wunschkurs manchmal Pendeln angesagt. Foto: Blazy, Achim (abz)