Ratingen · Aktueller Stand der Integrationsarbeit der Stadt: Sie bemüht sich um möglichst homogene Lerngruppen.
RP 20.01.2017, 00:00 Uhr 3 Minuten Lesezeit
„Wir tun sehr viel für die Integration der Flüchtlingskinder“, bilanziert Stadtoberinspektorin Stephanie Engelhardt. Im von Schuldezernent Rolf Steuwe geleiteten Ressort ist sie für die Beschulung der sogenannten Seiteneinsteiger zuständig.
Einschulungen erfolgen koordiniert, vorher wurde persönlicher Kontakt zu jeder Familie aufgenommen. Bei Hausbesuchen mit der Schulsozialpädagogin Hegic konnten Parameter wie Alter und Leistungsstand ermittelt werden. „So war es uns möglich relativ homogene Lerngruppen zu bilden.“
Info
Austausch im Fachforum über geflüchtete Kinder
Zahl Kreisweit besuchen derzeit etwa 2000 zugewanderte Schüler, sogenannte Seiteneinsteiger, eine der allgemeinbildenden Schulen.
Herkunft Die meisten von ihnen kommen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Viele sind durch Krieg und Flucht traumatisiert.
Termin Mittwoch, 1. Februar, 14 bis 17 Uhr, referiert Kinder- und Jugendpsychotherapeutin im Fachforum DaZ des Kreisintegrationszentrums zu „Geflüchtete Kinder und Jugendliche mit traumatischen Erfahrungen“.
Anmeldung Die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung per Mail wird an anmeldung.ki@kreis-mettmann.de bis 25. Januar 2017 gebeten.
Am Innenstadtgymnasium wurde eine reine Jungengruppe installiert, die von 15-17-Jährigen, größtenteils unbegleiteten Flüchtlingen besucht wird. Am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium hingegen wurde eine Gruppe installiert, die ausschließlich von Analphabeten besucht wird, die aber allesamt aus dem arabischsprachigen Raum stammen. Das Alter variiert hier jedoch erheblich.
In Ratingen gibt es aktuell neun Seiteneinsteigergruppen an den weiterführenden Schulen (1 HS, 3 RS, 5 GYM) sowie zwei am Berufskolleg. Am Franz-Rath-Weiterbildungskolleg gibt es ebenfalls zwei Vorkurse, die speziell für Flüchtlinge ab 17 Jahren eingerichtet wurden. In den Grundschulen gibt es keine gesonderten Klassen. Hier erfolgt die Beschulung innerhalb der Regelklassen. Der Sprachunterricht erfolgt in äußerer Differenzierung. Das ist übrigens auch in drei Gruppen der weiterführenden Schulen an der Käthe-Kollwitz-Schule sowie in je einer Gruppe der Friedrich-Ebert-Schule und des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums so der Fall.
In Zusammenarbeit mit der NeanderDiakonie wurde ein Projekt initiiert, was sich inzwischen in der flächendeckenden Umsetzung befindet: An beiden Gymnasien wurden zum 1. März 2016 Assistenzlehrer eingestellt. Sie weisen selber einen Flüchtlingshintergrund vor und verfügen über einen akademischen Hintergrund. Stundenweise unterstützen sie die Klassenlehrer. Dabei übersetzen und erklären sie schwierige Unterrichtsinhalte in die Muttersprache, bereiten Aufgaben in Kleingruppen nach, führen Elterngespräche in Muttersprache und nehmen an Konferenzen teil.
Seit dem neuen Schuljahr verfügt auch die Käthe-Kollwitz-Schule über einen Assistenzlehrer. Die Gespräche mit entsprechenden Posten für die Friedrich-Ebert-Schule und das Kopernikus-Gymnasium laufen derzeit. „Der Einsatz soll spätestens zum neuen Halbjahr starten.“ 64.200 Euro beträgt der Gesamtaufwand der Maßnahme. Der Rat hat der entsprechenden Vorlage am 20. Dezember 2016 zugestimmt.
Wie viele neue Lehrer mit der Zusatzqualifikation im Bereich Deutsch als Zweitsprache (DaZ) oder Deutsch als Fremdsprache(DaF) eingestellt wurden, lässt sich nur schwer beantworten. Theoretisch, so führt Stephanie Engelhardt aus, müsste die Bezirksregierung für jede Gruppe à 18-20 Kinder eine halbe Lehrerstelle zur Verfügung stellen. Diese kann aber auch aus vorhandenen Stellenüberhängen bedient werden, so dass es nicht unbedingt zu Neueinstellungen kommen muss. Einige Schulen profitieren von einer alten Regelung und haben pro Gruppe eine volle Stelle erhalten. Andere Schulen haben keine zusätzlichen Stellenanteile erhalten, weil der Stellenplan der Bezirksregierung dies nicht hergab. In solchen Fällen müssen die Schulen den Unterricht durch interne Organisationsmaßnahmen sicherstellen.
Es gibt eine Vielzahl weiterer außerschulischer Angebote, wie die Samstags-Sonntagsschule der NeanderDiakonie, dem Lernpatenprogramm der Caritas, dem Lesetraining über den Mentoring e.V. sowie diverser ehrenamtlicher Angebote zur Hausaufgabenbetreuung, die innerhalb der einzelnen Unterkünfte oder über die Freiwilligenbörse (SkF) koordiniert werden.
Um Lehrkräfte für die neuen Aufgaben zu schulen, bietet das Kreisintegrationszentrum Mettmann (KI) Fortbildungen an, die stark nachgefragt sind. Auch andere Fortbildungsinhalte werden angeboten, zum Beispiel Umgang mit Traumata oder allgemeine Seminare zum Thema „interkulturelle Kompetenz“. Das KI steht den Schulen auch grundsätzlich zur Beratung zur Verfügung.