Ratingen · Anfang Februar feiert das neue Programm der Kabarettisten vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Premiere.
RP 20.01.2015, 00:00 Uhr 3 Minuten Lesezeit
Von Karl Ritter
West Seit über 20 Jahren ist Heiner van Schwamen der Mann hinter den Westhäkchen, der Kabarettgruppe des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG). Wenn Anfang Februar das neue Programm „Unlimited – hart an der Grenze“ Premiere feiert, dann erlebt aber auch der Erdkundelehrer etwas völlig Neues: „Zum ersten Mal spielen wir zwei Jahren mit exakt derselben Besetzung. Das hatte ich noch nie“, sagt er schmunzelnd. Dass das durchweg talentierte Ensemble – eines der besten in der Westhäkchen-Historie – noch ein zweites Programm auflegt, dürfte für alle Beteiligten von Vorteil sein. Die Jugendlichen auf der Bühne kennen sich noch besser als vorher, der Zuschauer darf im Gegenzug eine gut aufeinander eingespielte Truppe erwarten.
„Wie der Name schon sagt, geht es im neuen Programm vor allem um Grenzen, die sich immer mehr verschieben“, erzählt Liia Thalberg-Zukova. Und Felix Brochhausen, der die Häkchen nach diesem Schuljahr (Abitur) verlässt, ergänzt: „Manche Grenzen gibt es gar nicht mehr – wie zum Beispiel auf der Weltkarte oder in der Sexualaufklärung.“
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Karten sind ab sofort im Vorverkauf zu haben
Premiere des neuen Westhäkchen-Programms ist am Mittwoch, 4. Februar. Weitere Termine: Donnerstag, 5. Februar, und Freitag, 6. Februar. Los geht es jeweils um 19.30 Uhr im Freizeithaus West am Berliner Platz. Karten (Erwachsene fünf Euro, Schüler/ Studenten drei Euro) gibt es im Kulturamt, im Reisezentrum Tonnaer oder bei Johann und Wittmer. Wer keine Tickets bekommt, kann sich das Programm am Mittwoch, 18. Februar, 19.30 Uhr in der Lintorfer Manege ansehen.
Und so widmen sich die Westhäkchen einmal mehr nicht nur dem großen Ganzen, sondern auch ihrem eigenen kleinen Kosmos.
„Natürlich wird auch das Thema Schule eine große Rolle im neuen Programm spielen. Das gehört einfach zu den Westhäkchen dazu“, erklärt Abiturientin Marlit Claussen. Insgesamt soll aber auch dieses Programm wieder mehr politisch sein, Comedy-Elemente sind seltener geworden. Dabei wird der geneigte Zuschauer auf die eine oder andere Figur treffen, die er schon kennt. Welche das sein werden, darüber herrscht allerdings Stillschweigen. Auch musikalisch haben sich die Westhäkchen ein bisschen verändert, vor allem die Klavierbegleitung einzelner Stücke auf mehrere Schultern verteilt. „Insgesamt haben wir aber weniger Musiknummern im Programm und setzen mehr auf Worte“, so Brochhausen. Was es allerdings geben wird: Ein Medley der großen Hits von Udo Jürgens.
Für Heiner van Schwamen gab es in diesem Jahr zum ersten Mal in seiner Karriere als Regisseur ein Problem, das ihn schwer beschäftigt hat in den vergangenen Tagen: „Kann ich es überhaupt verantworten, dass Schüler sich kritisch über bestimmte Dinge auf der Bühne äußern? Wer kann absehen, welche Reaktionen sie damit hervor rufen“, sagt der Pädagoge.
Ob die Westhäkchen deshalb eine Spur vorsichtiger werden, wird sich zeigen. Denn gerade das Thema Grenzen lässt da viele Spielräume – Geschlechtergrenzen verschwimmen, ebenso die Grenzen zwischen Mensch und Maschine oder Leben und Tod. Doch auch wenn das alles recht ernst klingt, das Programm soll lustig und unterhaltend werden: „Es darf gelacht werden“, blickt van Schwamen optimistisch in die Zukunft.
Es wird aber auch einen Gänsehautmoment geben. Über die Flüchtlingsklasse am DBG hat der Westhäkchen-Chef Kontakt zu einer Mutter bekommen, die vor knapp einem Jahr aus Syrien geflüchtet ist: „Sie ist bereit, uns in einem kurzen Video die Geschichte ihrer Flucht zu erzählen. Ich denke, das wird einer der nachdenklichsten Momente in der Geschichte der Westhäkchen.“
Es bleibt die spannende Frage, wie sich die jungen Kabarettisten der Verantwortung stellen, mit Tiefgang zum Nachdenken anzuregen, ohne dabei ihre eigene Welt zu vernachlässigen. Denn dann sind sie immer besonders gut gewesen: Wenn sie die erwachsenen Zuschauer in ihre ganz eigene, jugendliche Welt entführt haben.
Foto: Die Westhäkchen des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums proben mit viel Engagement – und das trotz Abi- und Schulstress. Foto: Achim Blazy