Ratingen · Der drastische Fall an einem Düsseldorfer Gymnasium lässt aufhorchen. Wie sieht es an Ratinger Schulen aus?
RP 09.02.2020, 11:38 Uhr 4 Minuten Lesezeit
Von David Bieber
Der Aufschrei war groß, nachdem bekannt geworden war, dass an einem Düsseldorfer Gymnasium Schüler in sozialen Medien ihre Lehrer öffentlich beleidigt und diffamiert haben. Von gezieltem Cyber-Mobbing, also Diskriminierung im Internet, und Rufschädigung war die Rede. Die Schulleitung griff durch und strich mitunter Klassenfahrten der betroffenen Klasse (die RP berichtete).
„Es wäre mehr als sträflich, Mobbing als Schule zu ignorieren“, sagt Uwe Florin, Schulleiter des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums. An seiner Schule in Ratingen West ist ihm noch kein Fall von (Cyber)-Mobbing gegen Lehrkräfte zu Ohren gekommen.
Info Wechselbad der Gefühle
Definition: „Mobbing im Rechtssinne stellt ein systematisches Diskriminieren und Herabwürdigen einer Person dar, was zur Folge hat, dass diese Person in ihrem verfassungsrechtlich geschützten Persönlichkeitsrecht verletzt wird“, heißt es juristisch. Wichtiges Indiz sei dabei, dass die Mobbinghandlungen planmäßig und systematisch erfolgten und hinter dem Vorgehen ein System stecken müsse. Betroffene gingen oft durch ein Wechselbad der Gefühle.
Er will aber nicht ausschließen, dass es das gibt – insbesondere unter seinen Schülern. Denn: „Mobbing gehört leider zum Alltag dazu“, sagt Florin und verurteilt zugleich das Vorgehen der Düsseldorfer Schüler als „strafbare Handlung“. Diese gelte es, als Schule klar zu sanktionieren, „was ja auch zurecht geschehen ist“.
Florin sieht massive Grenzüberschreitungen in den Mobbingfällen, die auch mit fehlendem Kontrollverlust und einem zunehmenden Mangel an Respekt in der Gesellschaft zu tun haben.
Auch am Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium in Ratingen Mitte ist bislang kein Fall von Internet-Mobbing gegen Lehrer bekannt. „Das ist bei uns noch nicht vorgekommen, eher aber unter unseren Schülern “, sagt die seit Oktober vergangenen Jahres im Amt befindliche Schulleiterin Andrea El Sherif gegenüber der RP.
Sie zeigt sich darüber entsetzt, dass wohl immer öfter „grundsätzliche Regeln im Internet missachtet“ würden. Ob sie denn gegebenenfalls auch eine Klassenfahrt absagen würde, wenn sich Cyber-Mobbingfälle gegen ihre Kollegen zutragen würden? „Das muss von Fall zu Fall entschieden werden.“ Zentral sei es, Mobbingvorwürfe und -fälle aufzuarbeiten und schulische Konsequenzen zu ziehen. Am Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium setzt man da primär auf Erziehungsarbeit, heißt es. „Wir haben Medienscouts ausgebildet, die ihre Mitschüler über den sachgemäßen Umgang mit den digitalen Medien aufklären.“
Daneben setzen El Sherif und ihr Team auf Projektarbeit, eine Schulsozialarbeiterin und außerschulische Kooperationen, um „Schülern das richtige Verhalten im Netz näherzubringen“.
Foto: Mobbing bedeutet auch, dass Schüler ausgegrenzt und isoliert werden. Foto: Bretz Andreas/Bretz, Andreas (abr)