Ratingen West · Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums können sich abseits des Schulstresses ausprobieren.
RP 06.02.2020, 14:12 Uhr 3 Minuten Lesezeit
Dass Schule nicht nur aus Vokabel lernen, mathematischen Formeln oder stressigen Klausuren besteht, erleben seit rund 18 Monaten die Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG) an der Erfurter Straße. Im Rahmen des gebundenen Ganztagsangebots, das in dieser Form einmalig in der Stadt ist, haben die Schüler der Jahrgänge fünf und sechs jeweils mittwochs die Gelegenheit, fernab vom Schulstress sich auszuprobieren und sich auf neuen Pfaden zu begeben. Dafür hat das DBG eine Art pädagogisches Freizeitprogramm aufgelegt, „das Spaß vermitteln soll“. Das ist zumindest die Idee von Ganztagskoordinator Karl-Heinrich Gilson.
Immer am Mittwochnachmittag, in der Zeit von 14.15 bis 15.45 Uhr, können aktuell 150 Fünft- und Sechstklässler acht verschiedene Arbeitsgemeinschaften besuchen und neue Dinge über Naturwissenschaften, Musik, Sport oder Theater erfahren. Dieses Angebot soll die jetzigen „Fünfer und Sechser“ künftig bis in die Oberstufe begleiten. „Wir wollen den Kindern etwas zurückgeben“, sagt Gilson.
Info Theater, Zirkus und noch viel mehr
Angebot: Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium bietet insgesamt acht Arbeitsgemeinschaften an. Die Fünft- und Sechstklässler können wählen zwischen folgenden AGs: Theater, Zirkus, Laufen, Fußball, „Big Band“, Tanzen, Erlebnispädagogik und Naturforschung.
Er spielt damit auf die für Lehrer und Schüler anstrengende und nervenaufreibende Zeit in den vergangenen Schuljahren vor der Rückkehr zum G9 (neunjährigen Gymnasium) an. Die NRW-Landesregierung hat, wie andere Bundesländer auch, diese Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahren im Schuljahr 2018/2019 beschlossen. Nur drei Gymnasien in NRW bieten weiterhin ein Abitur nach 12 Schuljahren an. „Wir sind heilfroh, wieder mehr Zeit zu haben, davon profitieren alle – Schüler, Lehrer und Eltern“, sagt Gilson. „Jetzt haben wir endlich wieder Zeit für Sachen, die lange vernachlässigt worden sind.
Aber pädagogisch „extrem wertvoll sind“, weiß Gilson und beschreibt das Konzept des verpflichtenden Wahlfreizeitangebots mit einem ganzheitlichen Lernen von und mit Kopf, Herz und Hand.
Dass der Mittwochnachmittag, anders als der übrige gebundene Ganztagsunterricht an den anderen Tagen, für die jüngsten DBG-Schüler im Zeichen der Freizeit und des Experimentierens steht, bedarf eines ausgeklügelten Organisationsplans. „Eine Deutschlehrerin bietet etwa die Lauf-AG an, weil sie in ihrer Freizeit gerne läuft. Da wird das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden“, sagt DGB-Schulleiter Uwe Florin. Für ihn haben die Wahlpflichtangebote auch eine psychologische Dimension: Sie könnten einen Motivationsschub für die Schüler auslösen. „Hier wird Freizeit aktiv und sinnvoll gestaltet. Das können viele in den Schulalltag mitnehmen und Kraft daraus ziehen.“
So wie Finn. Er ist elf Jahre alt und ist Mitglied der AG „Big Band“, die wie die beliebte Fußball-AG künftig Jahr für Jahr für alle dann neuen und alten G9-Schüler angeboten werden soll. Für ihn ist wichtig, dass er hier ungezwungen mit seinen Kumpels musizieren kann. „Zusammen spielen macht gleich mehr Spaß“, sagt Klavier-Spieler Finn. Er will langfristig in der AG bleiben und die Band mit aufbauen. Schließlich will das DBG in gut acht Jahren auch die eigene Big Band auf dem Abiball spielen lassen. Die restlichen, älteren Jahrgänge sind noch im System G8 und haben diese Freizeitangebote so nicht im Stundenplan.
Foto: Die „Big Band“ unter Leitung von Alexander Otto bietet musikalischen Schülern eine Heimat. Foto: Blazy, Achim (abz)