Ratingen · Die Schulen melden Bedarf, die Politik reagiert. So wird das bisher erfolgreiche Projekt der Vorbereitungsklassen fortgeführt.
RP 05.08.2019, 05:00 Uhr 4 Minuten Lesezeit
Das Projekt zum Einsatz von Assistenzlehrern soll in Ratingen für weitere zwei Jahre, bis zum Ende des Schuljahres 2020/2021, weiterlaufen. Im Haushaltsvorgriff zu den Etatberatungen 2020 und 2021 werden für das Haushaltsjahr 2020 103.000 Euro und für 2021 60.000 Euro für die Weiterbeschäftigung und Neueinstellung der eingesetzten Assistenzlehrer zur Verfügung gestellt. Das ist der Vorschlag der Verwaltung.
Darum geht es: Zur Unterstützung der Schulen bei der Beschulung der hohen Anzahl von Seiteneinsteigenden im Schuljahr 2015/2016 hatte die Stadt zum 1. März 2016 zunächst zwei herkunftssprachliche Unterrichtsbegleiter (HUB) / Assistenzlehrer am Carl Friedrich von Weizsäcker- und am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium eingesetzt. Dieser Einsatz wurde kontinuierlich auf alle weiterführenden Schulen ausgeweitet und stundenmäßig den unterschiedlichen Schülerzahlen angepasst. Da im 1. Halbjahr 2018 nicht absehbar war, wie sich die Schülerzahlen in diesem Bereich entwickeln und wie die Integration in die Regelklassen voran schreitet, hatte der Rat die Verlängerung der Verträge bis vorerst zum 31. Juli 2019 beschlossen. Rückmeldungen der Schulen haben laut Schulverwaltung nun ergeben, dass sich alle weiterführenden Schulen, die Seiteneinsteiger beschulen, eine Projektfortführung auch noch im neuen Schuljahr wünschen.
INFO Der Bedarf verschiebt sich
Zu Beginn waren vor allem herkunftssprachliche Unterrichtsbegleiter gefordert.
Inzwischen sind die Assistenzlehrer eher in Realschulen und der Gesamtschule in Regelklassen unterwegs.
An zwei Gymnasien gibt es Vorbereitungsklassen.
Die Tätigkeitsschwerpunkte der Assistenzlehrer haben sich durch die zunehmende Integration in die Regelklassen, insbesondere an der Gesamtschule und den Realschulen, verschoben. Während die herkunftssprachlichen Unterrichtsbegleiter zu Beginn des Projekts ausschließlich in den Vorbereitungsklassen eingesetzt waren und überwiegend geholfen haben, Sprach- und Kulturbarrieren zu überwinden, sind sie nun auch damit beschäftigt, die Kinder und Jugendlichen in ihren Regelklassen zu unterstützen, Fachbegriffe zu erläutern und Defizite abzubauen. Denn die meisten der zu integrierenden Seiteneinsteiger weisen leider auch nach Ablauf der zweijährigen Erstförderung noch massive Defizite in allen Bereichen, überwiegend aber in Mathe, Englisch und Deutsch auf. Sie können sich zwar auf Deutsch alltagstauglich verständigen, aber eben nicht so gut, um dem Fachunterricht in Gänze und vor allem im Schriftlichen zu folgen.
Da die Assistenzlehrer gezielt aus von den Schulen individuell gewählten Fachbereichen kommen, bei denen sie sich Unterstützung wünschen, weil die Schülerinnen und Schüler hier besonders große Defizite aufweisen, also Englischlehrer in Syrien / Irak waren oder dem Ingenieurswesen entspringen, tragen sie über Einzel- oder Kleingruppenfördermaßnahmen einen wesentlichen Teil zum Abbau der Defizite bei und fördern so das Erreichen eines Hauptschulabschlusses bzw. die Versetzung in die nächsthöhere Jahrgangsstufe möglichst ohne Schulformwechsel. Damit tragen sie nicht nur zum schnelleren Spracherwerb und besserer Elternarbeit bei, sondern unterstützen die Jugendlichen maßgeblich auf ihrem Weg zum Schulabschluss.
Der Stand an einzelnen Schulen: An der Martin-Luther-King-Gesamtschule ist der Assistenzlehrer aktuell ausschließlich in einer 8. Klasse eingesetzt, die etwa zur Hälfte von ehemaligen Seiteneinsteigenden mit Hauptschulempfehlung besucht wird. Im kommenden Schuljahr wird es folglich für all diese Jugendlichen um das Erreichen eines Hauptschulabschlusses gehen, weshalb die Stundenkontingente noch einmal aufgestockt werden sollen. Die übrigen Klassenkameraden profitieren auch von dieser Unterstützung, da sie bei Bedarf ebenfalls an den Fördermaßnahmen teilnehmen können und sich dadurch insgesamt das Leistungsniveau der Klasse steigern lässt. Darüber hinaus wird die Gesamtschule einen Großteil der (ehemaligen) Seiteneinsteiger in die 5. Jahrgangsstufe übernehmen. Auch hier soll eine frühzeitige Zusatzförderung etabliert werden.
Bei den übrigen Schulen werden die empfohlenen Stundenkontingente laut Schulverwaltung nahezu beibehalten, weil sich keine nennenswerten Veränderungen bei den Schülerzahlen ergeben haben. Aufgrund leichter Rückgänge bei den Gymnasien und der fortschreitenden Alphabetisierung der Teilnehmer, wurde hier eine kleine Korrektur nach unten vorgenommen. Ansonsten werden alle drei noch bestehenden Vorbereitungsklassen (Friedrich-Ebert-Schule, Carl Friedrich von Weizsäcker- und Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium) auch im kommenden Schuljahr fortgeführt und sind schon jetzt gut gefüllt. Da viele Kinder erst kürzlich in diese Klassen aufgenommen wurden und weiterhin regelmäßig Aufnahmebegehren vorgetragen werden, ist nach aktuellem Stand davon auszugehen, dass diese drei Gruppen auch im Schuljahr 2020/2021 Bestand haben werden.
Die Deutschfördergruppe am Lintorfer Kopernikus-Gymnasium lief zum 31. Juli 2019 aus. Bedarf, neue Seiteneinsteiger aufzunehmen, besteht derzeit nicht und es werden auch keine ehemaligen Seiteneinsteiger in den Regelklassen beschult, sodass das Kopernikus-Gymnasium nicht am Projekt teilnimmt.
Foto: Die bestehenden Vorbereitungsklassen werden im kommenden Schuljahr fortgeführt. Foto: Blazy, Achim (abz)