Alles im grünen Bereich

Das stimmt für unsere Schülerinnen Hanna Sophie Burchard und Kristina Steinke (beide 9c). Sie haben im Rahmen des Differenzierungskurses Naturwissenschaften am Wettbewerb „Biologisch! 2015“ des Ministeriums für Schule und Weiterbildung mit gutem Erfolg teilgenommen.

Das diesjährige Thema „Fotosynthese“ bot zahlreiche Anknüpfungspunkte zum Fachunterricht. In eigenen Versuchen wurde u.a. nachgewiesen, wieviel Sauerstoff Pflanzen produzieren und dass Efeublätter bei Tageslicht im Wasser „schweben“.

„Verbotene Liebe“: Theaterstück des Diff.-Kurses

Rezensionen

In dem Theaterstück des Diff- Kurses 9 2014/15 geht es um verbotene Liebe zwischen verschiedenen Nationen.

Es gibt eine Familie, die runter auf die Erde schaut und bemerkt, dass es Probleme gibt. Der Sohn meldet sich freiwillig, um undercover als Mensch auf die Erde zu gehen. Er kommt in eine Klasse, in der es auch einen Theater-Kurs gibt, meiner Meinung nach das Lustigste und Gelungenste der ganzen Vorstellung. In der Hauptgeschichte geht es aber um eine Türkin, die von ihrem Vater gezwungen wird, einen Türken zu heiraten. Doch sie führt schon eine Beziehung mit einem Deutschen, was ihrem Vater nicht besonders gefällt. Dann streitet sie sich auch noch mit ihrer besten Freundin. Dem ganzen Stress ist sie nicht gewachsen und überlegt sich, von einem Gebäude zu springen. Doch das wird nicht gezeigt, bleibt also offen. In diesem Moment herrschte eine Spannung im Publikum und der Applaus setzte mit kleiner Verzögerung ein.

Am Anfang war mir der Geschlechtertausch unklar. Warum spielten Mädchen Jungen und umgekehrt? Doch das legte sich mit der Zeit. Manchmal war es sogar sehr unterhaltsam, wenn ein Junge mit tiefer Stimme versucht ein Mädchen zu spielen.

Ich finde, dass sie auch den Raum der Bühne sehr gut genutzt haben und mit den Kulissen wurde auch sehr gut agiert. Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass es ein gelungenes Theaterstück war, da es einen auch wirklich dazu angeregt, hat mitzudenken.

Nisrine, 8a

(aus redaktionellen Gründen z.T. verändert)

Rezension zu „Verbotene Liebe“

In dem Stück geht es um ein Mädchen namens Hermia. Sie ist mit einem anderen Jungen, Lysander, zusammen, doch da er Deutscher ist und sie Türkin, ist Hermias Vater gegen die Liebe. Deshalb fliehen die beiden, doch Helena, Hermias beste Freundin, verrät sie, um Chancen bei Demetrius zu haben, der nur Hermia liebt.

Die Götter schicken ihren Sohn Droll auf die Erde, um das Chaos zu regeln. Doch er verzaubert Lysander und Demetrius, sodass plötzlich beide auf Helena stehen und nicht mehr auf Hermia. So macht Droll alles nur noch schlimmer. Selbst als er den Zauber rückgängig macht. Hermia und Lysander trennen sich und sie wehrt sich nicht, als ihr Vater sie mit Demetrius zusammenbringt, wobei dann auch ihre Freundschaft mit Helena kaputt geht. Sie ist einsam und steht am Abgrund, aber ob sie springt, bleibt offen.

Neben dieser Geschichte gibt es noch eine andere und beide sind miteinander verknüpft. Hermia, Helena, Lysander und Demetrius sind in einer Klasse mit anderen Schülern, die für eine Hochzeit einer Lehrerin ein Theaterstück einstudieren, bei dem es hingegen ein Happy End gibt. Auch hier geht es um ein Paar, das aufgrund der verschiedenen Nation nicht zusammen sein darf.

Ich finde die Geschichte an manchen Stellen etwas unlogisch. Z.B. zaubert ein Kleeblatt einem Jungen Eselsohren weg. Oder dass die Kette des Droll alles wieder zurückzaubert. So hat sein Besuch gar nichts genützt. Außerdem ist für mich nicht ganz klar, wer das verheiratete Paar genau ist. Und warum ist Hermias Vater in der Schule bei den Schülern während der Proben?

Insgesamt finde ich das Stück aber sehr unterhaltsam und an manchen Stellen auch witzig, da ein paar Klischees und Gags eingebaut sind. Die Darsteller sind nicht privat geworden und immer in ihrer Rolle geblieben. Außerdem konnten sie problemlos den Text und haben dabei noch gute, passende Mimik und Gestik benutzt. Die Problematik ist auch gut benutzt worden. Die Wege sind sinnvoll, sodass sie nie mit dem Rücken zum Publikum standen. Ich finde es etwas schade, dass manche Darsteller nur ein bis zwei Sätze gesprochen haben und andere sehr im Vordergrund standen und sehr, sehr viel Text hatten.

Trotzdem hat mir das Stück gut gefallen, auch wenn mir bei der Geschichte manche Dinge ein bisschen unklar waren.

Verena, Klasse 8

(aus redaktionellen Gründen z.T. geändert)

Sommermusikfest/Ehemaligentreffen

Der Freitagabend war wieder einmal ein toller Erfolg:

Viele ehemalige Schüler fanden den Weg zurück in ihre Schule, beim Würstchengrillen auf dem Schulhof oder der Getränkeausgabe in der Cafeteria wurden zahlreiche Gespräche der Sorte „weißt du noch …“ geführt. Es ist für Lehrer immer wieder  interessant mit ihren ehemaligen Schülern über ihren Weg nach dem Abitur zu reden.

Bestimmt nicht geredet wurde beim musikalischen Programm:

Ein Feuerwerk der Vielfältigkeit wurde abwechselnd im PZ und im Musikraum gezündet. Solisten, Bands, der Elternchor, irische Gruppen und ein Orchester zauberten eine solche Stimmung auf die verschiedenen Bühnen, dass selbst Insider eine solche Summe hervorragender Darbietungen auf einer Schulbühne noch nicht gesehen haben!

Gratulation an alle Beteiligten, Dank an den Förderverein und allen Helfern. Wir sind gespannt, wie ein solch großartiges Programm in den nächsten Jahren erneut auf die Bühne gebracht werden kann und freuen uns schon jetzt auf den nächsten SommerMusikAbend!

Kreismeisterschaften im Schwimmen in Ratingen

Die Schwimmerinnen des DBG starteten bei den Kreismeisterschaften 2015 im Angerbad Ratingen: Mari Blume, Ann-Luka Josephs, Lotte Lenger, Anna Holzmann, Paulin Leymann, Eva Neveling, Lynn Seifert, Cara Michels, Sarah Hansen. Als Konkurrenten präsentierten sich das Carl Freidrich von Weizsäcker Gymnasium und das Gymnasium Velbert-Langenberg in hervorragender Form, so dass sich unsere Schwimmerinnen mit dem 3. Platz zufrieden geben mussten.

Das erste Mal konnte übrigens unsere Mannschaft im tollen neuen DBG-Shirt auflaufen, das ab jetzt allen Schulmannschaften zur Verfügung stehen wird!!!

Ratinger Superstar mit ganz viel Herz

Ratingen · Svenja Kupschus (16) textet, singt, spielt Klavier, Saxophon und Gitarre – demnächst auch auf der „Zelt Zeit“-Bühne.

RP 02.05.2015, 00:00 Uhr 3 Minuten Lesezeit

Von Gabriele Hannen

Damals, als offenes Licht Bühnenkünstler illuminierte, hieß das schon „Rampenlicht“. Wer sich dem aussetzte, musste oft eine ungeschickte Beleuchtung in Kauf nehmen, weil sie eben vom Boden her kam. Heute steht manch einer im Rampenlicht – besser beleuchtet, meist gern, oft leidenschaftlich, gelegentlich angelernt. Bei der „Zelt Zeit“ zum Beispiel, wenn die Ratinger Superstars auf die Bühne kommen (Donnerstag, 21. Mai, ab 19.30 Uhr) gibt es dort eine 16-Jährige, die ohne Probleme im Rampenlicht steht: Svenja Kupschus.

Tragödchen-Chef Bernhard Schultz zum Beispiel ist verblüfft und begeistert, wie sie – die sich ansonsten eher zurückhaltend durch die Gegenwart bewegt – das Mikro nimmt und loslegt. „Das sieht man nur selten“ staunt er. Deshalb segeln die junge Ratingerin, ihr 19 Jahre alter Bruder Jonas (Bass), Jonathan Dangelmeyer (Gitarre, Geige) und Felix Große (Drums) als „Friday And The Fool“ unter dem großen Anspruch, dass Ratingen keinesfalls die Superstars suchen muss, sondern sie bereits hat und deshalb am Grünen See präsentieren kann.

Info termin

Am 13. Mai ab 19 Uhr im Stadttheater

Svenja Kupschus und „Friday And The Fool“ unterstützen am Mittwoch, 13. Mai, die „Westhäkchen“. Die treten nämlich ab 19 Uhr im Stadttheater mit ihrem aktuellen Programm auf. Die Band spielt schon vorher im Foyer und bietet dort auch in der Pause eine musikalische Unterstützung. Karten gibt es im Vorverkauf im Reisebüro Tonnaer und im Sekretariat des Bonhoeffer-Gymnasiums.

Sie textet, singt und spielt Klavier, sie beherrscht Saxophon und Gitarre. Und sie hat auch ein Jahrzehnt lang – also mehr als die Hälfte ihres Lebens – Geigenunterricht genommen. Bis auf eine ganz kurze Zeit lebt Svenja Kupschus mit ihrer Familie in Homberg, perfekt unterstützt bei all ihren Aktivitäten, die immer wieder mütterliche oder väterliche Shuttle-Einsätze erfordern. Die Grundschule absolvierte sie in Homberg, dann ging es zum Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, wo sie aktuell die elfte Klasse besucht. Ja, sie sei eine gute Schülerin – was sie bescheiden und leise sagt – nun ja, oft habe sie nachmittags Unterricht, nein, ein Auslandsjahr sei erst mal nicht geplant. Aber vielleicht nach dem Abi. Und eher drei Monate sehr weit weg als in der internationalen Nachbarschaft. Immerhin hat sie in ihrem Alter und im Vergleich zu manch anderer Frau schon eine Menge geschafft: Schule, die Beherrschung einer Vielfalt von Instrumenten, Mittäterschaft bei den Westhäkchen. Sie hat, zumindest von außen betrachtet, keinerlei Probleme, sich vor Publikum zu präsentieren. Und sie ist eine herzliche junge Person. Für die erste CD ihrer Band hat sie das Cover entworfen und gezeichnet. Es zeigt einen Wal mit einer ganzen Landschaft, die auf seinem Rücken wächst. Er steckt eigentlich in einer Tabatière, einem Behältnis, dessen Namen wahrscheinlich viele Altersgenossen nicht einmal kennen. So jedenfalls heißt der fünfte Titel.

Seit Ende 2013 gibt es die Band „Friday And The Fool“ in ihrer vierköpfigen Konstellation. Die besonderen Stärken der Band liegen in ihrer musikalischen Bandbreite und dem unverkrampften Umgang mit der Musik. Die Geschwister Kupschus schreiben die Texte, die Musik erarbeitet die gesamte Band, geprobt wird zweimal in der Woche.

Wenn Svenja mal losträumen darf, fällt ihr nichts für das stille Glück im Winkel ein, sondern eher Schauspiel, Regie, „Darstellen oder irgendwie sowas“. Und dennoch: Sie tingelt nicht unablässig quirlig durchs Ratinger Showgeschäft, sondern hat auch eine ganz liebevoll-beschauliche Seite. Oder wie sollte man es nennen, wenn man eine Maus, von der Katze halb tot gespielt, mit Geduld aufpäppelt und am Leben erhält? Wenn es dann auch ein Leben im Käfig wird.

Foto: Die Grundschule absolvierte Svenja Kupschus in Homberg, dann ging es zum Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, wo sie aktuell die elfte Klasse besucht. Foto: achim blazy

Dietrich-Bonhoeffer-Tag am 25.03.2015

Wer war eigentlich der Namensgeber unserer Schule? Das fragten sich unsere Fünftklässler an ihrem Projekttag im Gemeindezentrum. Verschiedene Workshops boten ganz unterschiedliche Wege, diesen Mann und seine Zeit kennenzulernen!

Unsere Leser machen Aram glücklich

Ratingen · Eine Welle der Hilfsbereitschaft: Der Zwölfjährige aus Syrien hatte sich nichts sehnlicher gewünscht als ein Fahrrad.

RP 08.04.2015, 00:00 Uhr 4 Minuten Lesezeit

West/ Wer genau hinsah, konnte ein leichtes Glitzern in Arams dunklen Augen sehen. „Das ist toll“, staunte der Zwölfjährige beim Anblick des BMX-Rades, das dem Jungen, der mit seiner Familie unter dramatischen Umständen aus Syrien geflüchtet war, mit Hilfe unserer Leser als verspätetes Geburtstagsgeschenk überreicht wurde. Und noch bevor er die erste Runde drehte, bedankte er sich erst einmal sichtlich gerührt: „Ich freue mich sehr. Vielen Dank an alle, die das möglich gemacht haben.“

Der Bericht über Aram und seine Familie in unserer Zeitung vor einigen Wochen hatte dafür gesorgt, dass in der Redaktion die Telefonleitungen nicht mehr stillstanden. Viele Leser wollten helfen, boten Kinderfahrräder an oder wollten mit der Familie zur Radstation am Ostbahnhof fahren. Heiner van Schwamen, Lehrer am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG) , an dem Aram die Klasse für Flüchtlingskinder besucht, hatte die Koordination übernommen. Er war begeistert von der Welle der Hilfsbereitschaft: „Es waren so viele Angebote, dass wir letztlich die ganze Familie mit Fahrrädern versorgen konnten“, freute er sich. Nur Aram musste etwas warten, denn sein Geschenk wurde extra geliefert und musste noch zusammen gebaut werden. Eine Aufgabe, die Peter Emonds, Nachbar von Lehrer van Schwamen, übernommen hatte: „Als Heiner van Schwamen mich gefragt habe, habe ich keinen Moment gezögert und gesagt, ich helfe“, so Emonds, der bei der Geschenkübergabe noch eine Überraschung dabei hatte: ein Dreirad für das Nesthäkchen der Familie, die kleine Lorena.

Info hintergrund

Dramatische Flucht aus der Heimatstadt Aleppo

Die Flucht der Mustafas war dramatisch. Als es in Aleppo im schlimmer wurde, mussten sie an einem frühen Morgen innerhalb einer Stunde einige Habseligkeiten zusammenpacken. Es folgte eine Fahrt in ein Dorf in der Nähe der türkischen Grenze, dann weiter nach Norden. Die bulgarisch-türkische Grenze überquerte die Familie in einem siebenstündigen nächtlichen Marsch. Anschließend ging es im Unterboden eines Autos versteckt nahezu bewegungsunfähig und mit kaum Luft zum Atmen mit dem Wagen weiter. 23 Stunden dauert die Fahrt bis nach Österreich – endlich in Freiheit.

Eine der Spenderinnen, die für glückliche Kinderaugen bei Aram sorgte, war Margit Mocka: „Die Geschichte des Jungen und seiner Familie hat mich sehr berührt. Es ist schön zu sehen, wie einfach man doch einem Kind eine Freude machen kann.“ Sie hatte gemeinsam mit van Schwamen und dessen Westhäkchen, der Kabarettgruppe des Bonhoeffer-Gymnasiums, das Geld für das BMX-Rad gespendet. Die jungen Künstler der Westhäkchen waren es, die in ihrem aktuellen Programm in einem bewegenden Kurzfilm das Schicksal von Aram und seiner Familie an die Öffentlichkeit gebracht hatten. „Als wir im Winter gefragt hatten, ob wir ihre Geschichte verfilmen dürfen, haben sie spontan zugesagt. Deshalb ist es für uns logisch gewesen, dass wir uns an dem neuen Rad für Aram beteiligen“, erzählte Anton Lenger von den Westhäkchen.

Kurt Dirkes und Birgit Krischer versorgten Arams Eltern mit zwei Alurädern: „Bei uns hätten sie eh nur noch herum gestanden. Und so hatten wir die Möglichkeit, etwas Gutes zu tun“, so Dirkes. Das nutzt Mutter Sherin Mustafa regelmäßig: „Ich fahre damit immer einkaufen und muss jetzt nicht mehr immer zu Fuß gehen.“ Eine weitere Leserin, die anonym bleiben möchte, spendete ein Kinderrad von der Radstation in Ost für Nihat, den achtjährigen Bruder von Aram. Der geht auf der Karl-Arnold-Schule übrigens in eine Regelklasse, hat keine Probleme, sich zu integrieren: „Ich gehe gerne zu Schule.“ Auch Aram mag das Lernen, hat aber so etwas wie ein Luxusproblem: In seiner Klasse ist er mit Abstand der Beste. Er möchte gerne so schnell wie möglich am normalen Unterricht teilnehmen. Einen ersten Schritt dazu hat er bereits getan. Er engagiert sich in der Schülervertretung des DBG. Heiner van Schwamen ist begeistert: „Dieser Junge zeigt so viel Interesse am Lernen, das finde ich unglaublich.“ Und auch wenn er jetzt schon fleißig mit dem BMX-Rad den einen oder anderen Trick übt, Schule steht für Aram ganz oben: „Es ist wichtig, einen guten Abschluss zu machen. Ich möchte einen tollen Beruf haben.“

Musikfest

Am 26.03.2015 fand unser Musikabend der Unterstufe statt. Das zahlreich erschienene Publikum im PZ zeigte sich hoch erfreut über die Darbietungen der Klassen 5-7, sowohl der Chor wie auch die verschiedenen Solisten, Zirkusschüler und Theaterdarsteller boten eine tolle Leistung, es war insgesamt ein beschwingter Abend!

Der Dank gilt allen beteiligten Schülerinnen und Schülern sowie den betreuenden Lehrer/innen (Fr. Cloosters, Fr. Pannen, Frau Plocki, Fr. Korfmacher, Hr. Otto, Hr. Wittfeld und Hr. Kehl)

Nach dramatischer Fluch in Sicherheit

Ratingen · Sherin Mustafa, ihr Mann und ihre Söhne kamen 2013 aus Syrien nach Deutschland – im Unterboden eines Autos.

RP 11.03.2015, 00:00 Uhr 4 Minuten Lesezeit

est Aram erzählt gerne – zum Beispiel von der Schule, in die er hier in Deutschland gehen darf, und von den Lehrern in Syrien, die streng waren und die Kinder auch geschlagen haben. Oder davon, dass er gerne Fußball spielt und später anderen Menschen helfen will. Doch wer den aufgeweckten Zwölfjährigen nach seinen Erinnerungen an den Krieg in seiner alten Heimat Syrien fragt, dem kann der junge, der ein akzentfreies Deutsch spricht, nicht antworten: „Daran kann ich mich nicht mehr erinnern“, sagt er und zieht sich eines der Sofakissen über das Gesicht.

Die alte Heimat ist Aleppo, jene Stadt in Syrien, die zu Beginn des Bürgerkrieges in aller Munde war. 2011 war das. Aram und sein kleiner Bruder Nihad lebten dort mit Vater Ahmed und Mutter Sherin. „Uns ging es finanziell gut, weil mein Mann und ich jeden Tag mindestens zwölf Stunden gearbeitet haben“, erzählt Sherin Mustafa von der Zeit vor dem Krieg. Das Schulgeld für die Kinder war teuer. „Aber wir hatten Glück, eine Nachbarin, die Lehrerin ist, kümmerte sich nach der Schule um Aram und Nihad.“

Info wünsche

Aram hätte gerne ein Fahrrad

„Hier sind die Straßen so sauber, und es gibt extra Wege für Fahrräder“, sagt Aram, der heute Geburtstag hat, und denkt an seinen großen Wunsch: „Ich hätte so gerne ein Fahrrad.“ Und dann erscheint ein zaghaftes Lächeln auf dem Kindergesicht.

Ihr Blick geht zu Boden, der Besucher merkt ihr schnell an, dass die Gedanken auf eine tausende Kilometer entfernte Reise gehen. Ihr Eltern und ihre Schwester leben noch in Aleppo. Leben? „Arbeit gibt es dort keine mehr, auch die Schulen sind schon seit vielen Jahren geschlossen“, sagt Sherin Mustafa, die früher in einer Arztpraxis gearbeitet hat. An ein, zwei Tagen in der Woche hat sie Kontakt zur Familie, das ist alles, was an Verbindung zum alten Leben geblieben ist. Ob sie noch einmal zurück möchte?

Irgendwann, wenn Frieden ist? „Zu Besuch, aber mehr nicht. Ich möchte nicht noch einmal neu anfangen müssen.“ Als der Krieg ausbrach, wollten sie es aushalten. Doch es wurde immer schlimmer, ein normales Leben gab es nicht mehr. 2012 folgten die ersten Überlegungen, die Heimat zu verlassen. Drei Brüder von Vater Ahmed leben in Ratingen, teilweise schon weit über 20 Jahre. Doch die abenteuerliche Flucht begann erst an einem Morgen im Jahr 2013. Militärflugzeuge flogen tief über Aleppo, Soldaten marschierten durch die Straßen. Eine Stunde Zeit hatte die damals noch vierköpfige Familie mit der im dritten Monat schwangeren Mutter, um alle Habseligkeiten in einen Koffer zu packen.

Es folgte eine Fahrt in ein Dorf in der Nähe der türkischen Grenze, dann weiter nach Norden. Die bulgarisch-türkische Grenze überquerte die Familie in einem siebenstündigen nächtlichen Marsch. „Mein Mann hat immer den Koffer auf dem Rücken getragen.“ Während die Mutter erzählt, macht Aram die Augen zu. Sein kleiner Bruder Nihat spielt mit der inzwischen 14 Monate alten Loreen.

Ob die Jungs sich noch an die Flucht erinnern? „Nein“, sagt Aram, „das ist alles weg.“ Und fügt dann leise hinzu: „Ich möchte nicht darüber sprechen.“ Verständlich, denn in Bulgarien wird die Geschichte noch dramatischer. Im Unterboden eines Autos versteckt sich die Familie, nahezu bewegungsunfähig, kaum Luft zum Atmen. 23 Stunden dauert die Fahrt bis nach Österreich – endlich in Freiheit. „Zwischendurch habe ich gedacht, wir schaffen es nicht“, sagt die Mutter. Das ist bald zwei Jahre her. 24 Monate, in denen viel passiert ist, in denen die Familie letztlich über Oldenburg nach Ratingen in die Nähe der Verwandten kam. Einer von ihnen betreibt eine Pizzeria in der Innenstadt. Hier macht Sherin seit einigen Tagen ein Praktikum, denn ihr Sprachkursus beginnt erst nach den Osterferien: „Vom Zuhausesitzen lerne ich die Sprache nicht. Ich muss unter Menschen sein.“ Ihre Söhne haben das Problem nicht. Nihad besucht die zweite Klasse der Karl-Arnold-Schule, sein älterer Bruder die Flüchtlingsklasse am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium: „Am liebsten mag ich Sport. Ansonsten finde ich es da manchmal langweilig, weil die anderen noch nicht so gut Deutsch sprechen“, sagt der Zwölfjährige, der gerne Klavier spielt. Bei der städtischen Musikschule steht er auf der Warteliste. Aram geht gerne zum Unterricht: „Ich finde es nur sehr schade, dass ich noch keine deutschen Freunde habe“, sagt er.

„Ich schon“, freut sich sein achtjähriger Bruder: „Wir spielen oft Fußball.“

Foto: Mutter Sherin Mustafa lebt heute mit den Söhnen Nihad (links) und Aram sowie Töchterchen Loreen in Ratingen. Sie würde gerne wieder arbeiten. Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Die Westhäkchen testen Grenzen aus

Ratingen · Anfang Februar feiert das neue Programm der Kabarettisten vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Premiere.

RP 20.01.2015, 00:00 Uhr 3 Minuten Lesezeit

Von Karl Ritter

West Seit über 20 Jahren ist Heiner van Schwamen der Mann hinter den Westhäkchen, der Kabarettgruppe des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG). Wenn Anfang Februar das neue Programm „Unlimited – hart an der Grenze“ Premiere feiert, dann erlebt aber auch der Erdkundelehrer etwas völlig Neues: „Zum ersten Mal spielen wir zwei Jahren mit exakt derselben Besetzung. Das hatte ich noch nie“, sagt er schmunzelnd. Dass das durchweg talentierte Ensemble – eines der besten in der Westhäkchen-Historie – noch ein zweites Programm auflegt, dürfte für alle Beteiligten von Vorteil sein. Die Jugendlichen auf der Bühne kennen sich noch besser als vorher, der Zuschauer darf im Gegenzug eine gut aufeinander eingespielte Truppe erwarten.

„Wie der Name schon sagt, geht es im neuen Programm vor allem um Grenzen, die sich immer mehr verschieben“, erzählt Liia Thalberg-Zukova. Und Felix Brochhausen, der die Häkchen nach diesem Schuljahr (Abitur) verlässt, ergänzt: „Manche Grenzen gibt es gar nicht mehr – wie zum Beispiel auf der Weltkarte oder in der Sexualaufklärung.“

Info hingehen

Karten sind ab sofort im Vorverkauf zu haben

Premiere des neuen Westhäkchen-Programms ist am Mittwoch, 4. Februar. Weitere Termine: Donnerstag, 5. Februar, und Freitag, 6. Februar. Los geht es jeweils um 19.30 Uhr im Freizeithaus West am Berliner Platz. Karten (Erwachsene fünf Euro, Schüler/ Studenten drei Euro) gibt es im Kulturamt, im Reisezentrum Tonnaer oder bei Johann und Wittmer. Wer keine Tickets bekommt, kann sich das Programm am Mittwoch, 18. Februar, 19.30 Uhr in der Lintorfer Manege ansehen.

Und so widmen sich die Westhäkchen einmal mehr nicht nur dem großen Ganzen, sondern auch ihrem eigenen kleinen Kosmos.

„Natürlich wird auch das Thema Schule eine große Rolle im neuen Programm spielen. Das gehört einfach zu den Westhäkchen dazu“, erklärt Abiturientin Marlit Claussen. Insgesamt soll aber auch dieses Programm wieder mehr politisch sein, Comedy-Elemente sind seltener geworden. Dabei wird der geneigte Zuschauer auf die eine oder andere Figur treffen, die er schon kennt. Welche das sein werden, darüber herrscht allerdings Stillschweigen. Auch musikalisch haben sich die Westhäkchen ein bisschen verändert, vor allem die Klavierbegleitung einzelner Stücke auf mehrere Schultern verteilt. „Insgesamt haben wir aber weniger Musiknummern im Programm und setzen mehr auf Worte“, so Brochhausen. Was es allerdings geben wird: Ein Medley der großen Hits von Udo Jürgens.

Für Heiner van Schwamen gab es in diesem Jahr zum ersten Mal in seiner Karriere als Regisseur ein Problem, das ihn schwer beschäftigt hat in den vergangenen Tagen: „Kann ich es überhaupt verantworten, dass Schüler sich kritisch über bestimmte Dinge auf der Bühne äußern? Wer kann absehen, welche Reaktionen sie damit hervor rufen“, sagt der Pädagoge.

Ob die Westhäkchen deshalb eine Spur vorsichtiger werden, wird sich zeigen. Denn gerade das Thema Grenzen lässt da viele Spielräume – Geschlechtergrenzen verschwimmen, ebenso die Grenzen zwischen Mensch und Maschine oder Leben und Tod. Doch auch wenn das alles recht ernst klingt, das Programm soll lustig und unterhaltend werden: „Es darf gelacht werden“, blickt van Schwamen optimistisch in die Zukunft.

Es wird aber auch einen Gänsehautmoment geben. Über die Flüchtlingsklasse am DBG hat der Westhäkchen-Chef Kontakt zu einer Mutter bekommen, die vor knapp einem Jahr aus Syrien geflüchtet ist: „Sie ist bereit, uns in einem kurzen Video die Geschichte ihrer Flucht zu erzählen. Ich denke, das wird einer der nachdenklichsten Momente in der Geschichte der Westhäkchen.“

Es bleibt die spannende Frage, wie sich die jungen Kabarettisten der Verantwortung stellen, mit Tiefgang zum Nachdenken anzuregen, ohne dabei ihre eigene Welt zu vernachlässigen. Denn dann sind sie immer besonders gut gewesen: Wenn sie die erwachsenen Zuschauer in ihre ganz eigene, jugendliche Welt entführt haben.

Foto: Die Westhäkchen des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums proben mit viel Engagement – und das trotz Abi- und Schulstress. Foto: Achim Blazy